Und plötzlich war er da, der 9. April. Der Tag des Kranes. Gefühlt waren die Boote gerade erst aus dem Wasser geholt worden. Und somit noch ganz viel Zeit für all die Arbeiten. Weit gefehlt. Der Winter, der eigentlich gar keiner war, schleppte sich zäh durch den März, kratzte schon an den ersten Apriltagen. Als sich die Temperaturen dann endlich dem zweistelligen Bereich näherten, brach hektische Betriebsamkeit auf dem Gelände des SC Wiking aus.
Bei einigen Eignern sah die im Herbst akribisch angelegte to-do-Liste für den Winter noch erschreckend jungfräulich aus. Und jetzt wurde es Zeit. Dringend. Andere schlenderten entspannt über das Clubgelände, legten letzte Hand an das Unterwasserschiff an. Vollendeten entspannt die Arbeiten, die sie bereits im Herbst begonnen hatten.
Aber pünktlich zum 9. April war es verstummt, das Surren der Poliermaschinen. Der metallisch-toxische Geruch der Antifoulings war frischer Luft gewichen, die nach Frühling roch. Um 7.30 Uhr röhrte der Kran auf das Gelände und das eingespielte Prozedere konnte beginnen: Schuh-Check, Sicherheitsbelehrung, Einweisung. Die eingespielten Teams bezogen Stellung, und es begann so etwas, was man Fließband-Kranen nennen könnte.
Boote auf Trailern wurden mit Muskelkraft über das Gelände bugsiert, angegurtet und ins Wasser gesetzt. Dort in Empfang genommen, Motor an und auf den Liegeplatz gefahren. Hektisch kreisten Finger in der Luft, um dem Kranführer Kommandos zu geben. Kommandos hallten zwischen den Hallen. Und wenn eine Halle leer geräumt war, kratzen auch schon die Besen über den Betonboden und wirbelten den dichten Staub auf, den der lange Winter und die Arbeiten hinterlassen hatten.
Wie Zahnräder fügten sich die Arbeitsschritte der einzelnen Teams ineinander. Die leeren Hänger wurden umgeparkt, Platz gemacht für die Hallenlieger. Zum Frühstück um 10 Uhr war die Hälfte der insgesamt 22 Boote bereits im Wasser. Kurz verschnaufen, stärken, mit Kaffee dopen oder die ersten warmen Sonnenstrahlen tanken. Dann ging es weiter. Zack, zack, zack. Um 12 Uhr schwammen alle Boote im Wasser.
Aber das Kranen, es sollte nur das Warm-up gewesen sein für die Gestaltung der Halle, die am kommenden Samstag, 16. April, für die Feier nach dem Ansegeln genutzt werden soll. Die leeren Hänger wurden, soweit möglich, gestapelt, die alten Schränke hinter etlichen Segeln versteckt. Auf den frisch gereinigten Bierbänken schmeckte das vom Vorstand gespendete erste Bier besonders gut.
Am Nachmittag war es dann geschafft. Die ersten Masten ragten in den Himmel. Die Saison kann beginnen.