Wieder einmal trafen wir, eine Gruppe von Holzbootseglern, 2024 zu einer Woche Jollensegeln auf der Müritz im Warener Segelverein zusammen.
Mit dabei Paul Winter und Freund Lennart mit Pauls 50erJahre-H-Jolle „Alte Liebe“ aus dem SCW sowie Freunde mit einer weiteren H-Jolle „Excalibur“, einer wohl 100-jährigen M-Jolle „Berlin Bill“ (das ist die 15 qm-Rennjolle als Pendant zur 15 qm Wanderjolle / H-Jolle) und einem luggergetakelten Finn-Dinghy „Frosch“ sowie Freundin Heike und ich mit meiner Schratz-Jolle „Fratz“.
Wir alle freuten uns, die Jollen einmal richtig auf der Weite der Müritz laufen zu lassen, Sonne und Wind tanken und natürlich Fischbrötchen und Fritten in den verschiedenen Häfen austesten.
Letztes Jahr kamen wir noch Anfang Mai bei 12°C (Wasser wie Luft) und pausenlos mindestens 4 Windstärken zusammen, diesmal nun etwas komfortabler im Juni, dafür deutlich flauer. Statt Trapez und Dauerdusche Sitzkissen und meditatives Segeln.
Hatte ich zuvor noch Bedenken, allein in der Mitte der Müritz zu kentern, traute ich mich diesmal eher wegen der drohenden Flaute nicht zu weit heraus. Wer will schon 300 kg Holz über 10 km in den Hafen paddeln….. Und so kamen wir diesmal nicht über Sietow-Dorf hinaus, wo wir doch letztes Jahr noch in 2 ¼ Stunden im Dauergleitflug bis Rechlin gerauscht sind.
Im Vereinshafen war massig Platz für die Boote und Zelte und nach dem Anlegen gabs ein leckeres Mahl vom Campingkocher und natürlich reichlich Getränke aus dem Versorgungszelt .
Der Alltag und die große Stadt verschwanden schnell hinter den Büschen und Bäumen am Hafen und wir lebten allmählich nur noch in einer Mischung aus Wind, Sonne, Wasser und Boot. Wen kümmert die Arbeit, wenn das Holzdeck verführerisch in der Sonne glänzt.
Der Alltag und die große Stadt verschwanden schnell hinter den Büschen und Bäumen am Hafen und wir lebten allmählich nur noch in einer Mischung aus Wind, Sonne, Wasser und Boot. Wen kümmert die Arbeit, wenn das Holzdeck verführerisch in der Sonne glänzt.
Natürlich haben wir unterwegs auch immer ein wenig gegeneinander probiert, wer findet den besten Windstrich, ist die sauschnelle M-Jolle vielleicht sogar mal einzuholen, welcher Trimm macht das Boot schneller?
Zusammen mit der gaffelgetakelten „Berlin Bill“ war Paul mit seiner neu aufgebauten – aber „Alten Liebe“ eine wahre Augenweide auf dem Wasser. Und war fleißig dabei, Beschläge, Trimm und Segelneuling Lennart auf Vordermann zu bringen.
Zum Wochenende war dann vom Verein eine Holzbootregatta geplant, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Johannes, mein 13-jähriger Sohn, kam dazu extra per Zug aus Nürnberg angereist. Heike musste leider zuvor schon zurück. Nur die Wettervorhersage wollte für den Samstag schon seit Tagen nicht von den 4-6 WS abrücken, was dann mit einem 30 kg-Vorschoter doch recht ambitioniert ist.
Am Samstag hat Paul dann morgens mal kurz den Steven der „Alten Liebe“ auf den See gehalten um dann sich und Lennart zum Wohle seines Bootes auf die anderen Boote zu verteilen. Die nächsten Beschläge werden dann wohl Trapez und Ausreitgurte. So kamen Johannes und ich doch noch zu dem erforderlichen Gewicht und wir gingen im Schratz zu dritt mit Paul im Trapez auf die Pirsch. Drei mächtig böige Wettfahrten auf der Binnenmüritz.
Waren wir in der ersten noch etwas unsicher unterwegs, machten wir auf der zweiten durchaus eine „bella figura“ und hielten gut bei den schnellen Booten – überwiegend 20er Jollenkreuzer – mit. Große Begeisterung bei Johannes, als wir raumschots mit 12 Knoten an einem 20er Jolli vorbeiflogen, dem wir zuvor auf der Kreuz partout nicht beikamen. Spätestens dann weiß man, warum man Jolle segelt. Bis – ja, bis zu dieser Halse – nicht tief genug geduckt, Baum in meiner Schwimmweste verhakt und schwupps! Kommentar Johannes, den ich schnell unter dem Segel hervorzog: „Papa, nicht wieder in einer Regatta!“
Paul holte den Mast schnell wieder in die klassische aufrechte Position und zu dritt schöpften wir was geht, bis die Bodenbretter nicht mehr wild im Boot herumschwammen (für die Jungen: anders als bei Kunststoffjollen läuft das Wasser bei einer Holzjolle nicht von selbst ab). Dann Segel wieder hoch, das Restwasser den Lenzern überlassen und auf zur nächsten Tonne. Beinahe wären wir sogar nicht das letzte Boot im Ziel gewesen, dafür nur eine von 2 Jollen, die überhaupt durchs Ziel sind. Die meisten hatten schon vorher aufgegeben, gekentert, Materialbruch oder einfach an Land geblieben.
Am Sonntag musste Paul dann zurück und Johannes und ich sind die Langstreckenwettfahrt auf die Müritz bei gemäßigten 3 WS allein gesegelt, was ihm quasi pausenloses Trapezsegeln bescherte. Nach 2 Stunden kamen wir dann sogar knapp vor der M-Jolle ins Ziel und sicherten uns damit den 1 Platz bei den Jollen und den 3 over all.
Eine schöne Segelwoche wars, die nach Wiederholung schreit, nächstes Mal vielleicht zum Bodden?
Rainer