Friedrichshagen (jeb) – Jeder kennt die dramatischen Bilder aus den Nachrichten. Überfüllte Schlauchboote auf dem Weg über das Mittelmeer ins sichere Europa. Das Meer kalt und grau, die Wellen hoch, die Schlauchboote nicht viel mehr als ein Haufen Schrott. Tausende Flüchtlinge sind gestorben, jämmerlich ertrunken auf der Flucht vor Elend, Krieg und Tod.

Ein solches Flüchtlingsboot liegt derzeit im Hafen des SC Wiking. Ein Original. 120 Menschen waren an Bord, als das Boot mit Männern, Frauen und Kindern vor der Küste Libyens entdeckt und die Flüchtlinge gerettet wurden. Jetzt liegt das Boot bei uns im Hafen. Wer sich das Boot anschaut, die schlecht verarbeiteten Luftkammern, das schwappende Wasser, das die Bodenbretter aufschwimmen lässt, der kann vielleicht erahnen, wie es sich anfühlen muss, wenn das Leben davon abhängt, ob dieses schwimmende Wrack den Weg über das offene Meer schafft, ohne abzusaufen. Dazu die Wellen, die ungeschützte Hitze, die Enge von 120 Menschen.

Das Schlauchboot ist Teil einer wissenschaftlichen Arbeit. Peter Lanz von der Universität Oldenburg recherchiert für seine Doktorarbeit. Lanz kann auf Daten eines Forschungssatelliten zugreifen, der in regelmäßigen Abständen den Müggelsee überquert.

Der Wissenschaftler wertet Radarbilder aus der Erdumlaufbahn aus, um darauf die Umrisse des Schlauchbootes zu erkennen. Da ein Gummiboot kaum Reflexionsfläche bietet, sind Schlauchboote bislang auf Satellitenaufnahmen nur schwer bis gar nicht  zu erkennen. Um das zu verbessern wird Lanz regelmäßig auf den Müggelsee fahren, wenn der Satellit naht, dort mit seinen Boot treiben und später die Aufnahmen analysieren. Ziel ist es,  Flüchtlingsboote auf dem Meer zu erkennen, um rechtzeitig Hilfe schicken zu können. Das Projekt wird bis Juni dauern.

Geplant ist, dass Lanz das Boot mit 40 bis 50 Passagieren besetzt, um eine möglichst ähnliche Situation zu der auf dem Mittelmeer zu schaffen. Wer Interesse hat, die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zu unterstützen, ist herzlich eingeladen. Wenn Fahrten mit mehreren Dutzend Passagieren geplant sind, werden wir auf der SC-Wiking-Webseite darüber informieren.